Bau und StreckeneröffnungBingerbrück war 1855 eine preußische Grenzpoststation mit Zollamt sowie Signalstation. Sie gehörte zur Gemeinde Weiler bei Bingen und hatte 23 Einwohner, die in vier Häusern lebten. Da sich die Topografie, bedingt durch die Nahemündung öffnete, fand sich hier eine ideale Fläche zum Bau eines Bahnhofs. 1856 begannen die Bauarbeiten der Nahetalbahn von Bingerbrück nach Neunkirchen (Saar).Der Bahnhof BingerbrückDer erste Bahnhof Bingerbrück wurde am 15. Juli 1858 gleichzeitig mit dem ersten Teilstück der Nahetalbahn eröffnet. Das Stationsgebäude wurde von der Rhein-Nahe-Bahn als Provisorium aus Holz gebaut. Es sollte nach zehn Jahren verkauft werden. Am 17. Oktober 1859 wurde der Bahnhof Bingerbrück über eine eiserne Gitterbrücke mit dem zum Großherzogtum Hessen gehörenden Bahnhof Bingen (ab 1993 Bingen Stadt) verbunden. 1862 nahm man den Trajektbetrieb für den Güterverkehr über den Rhein nach Rüdesheim auf. Der Grenzbahnhof Bingerbrück wurde damit zum Eisenbahnknoten.
Das Empfangsgebäude Bingen Hbf
1868 löste ein Neubau das Provisorium ab. Zur Eröffnungsfeier am 15. Dezember 1859 nahmen der preußische König Friedrich Wilhelm von Preußen sowie der hessische Großherzog teil. Es war ein schlichter, typisch preußischer, dreiteiliger Bau. Er besaß zwei zweistöckigen, giebelständigen Eckbauten, die durch einen einstöckigen, traufenständigen Mittelbau verbunden waren. Das Gebäude war hell verputzt und mit klassizistischen Details ausgestattet. Später erhielt das Stationsgebäude ein flachgeneigtes, bis zum Haupteingang herumgezogenes Bahnsteigdach. Im Bahnhofsgebäude gab es einen Wartesaal für die Reisenden der I. und II. Klasse mit angeschlossenem Speisesaal, sowie einen Wartesaal der III. und IV. Klasse. Die Wartesäle waren durch ein Buffet getrennt. Zusätzlich stand ein Damenzimmer und ein Restaurant für Reisenden der I. und II. Klasse zur Verfügung. In der Schalterhalle gab es Fahrkarten-, einen Gepäck-, Express- und Telegrafenschalter sowie ein Dienstzimmer für den Bahnhofsvorsteher.Der Trennungsbahnhof verfügte über umfangreiche Gleisanlagen. Eine Lokstation mit drei Lokschuppen, zwei Drehscheiben, einen Wagenschuppen und eine Güterabfertigung mit mehreren Rampen.Der Bahnhof hatte eine Güterabfertigung und gehörte 1938 zur RangklasseI.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Bis Ende 1868 erfolgte der zweigleisige Ausbau der „linken Rheinstrecke“.•1889 wurden die Bahnanlagen erweitert•Der Trajektbetrieb nach Rüdesheim wurde um 1900 eingestellt.•1903 erhielt der Bahnhof ein Bahnbetriebswerk mit Ringlokschuppen und Drehscheibe sowie einen Rangierbahnhof.•1915 eröffnete eine Eisenbahnbrücke nach Rüdesheim den Betrieb.•1930 gab es eine weitere Vergrößerung der Bahnanlagen.•1938 erhielt der Bahnhof ein Brückenstellwerk (ähnlich dem von Bingen Stadt), das mehrere Stellwerke ersetzte.•Das Empfangsgebäude Bingerbrück bestand bis zur totalen Zerstörung 1944. Die Brücke von Bingerbrück nach Rüdesheim wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls zerstört und nicht wieder aufgebaut.•Am 15. Mai 1951 begann der Betrieb des neuen Personenbahnhofs.•Am 29. Mai 1958 begann die Verlegung der elektrischen Oberleitung auf der „linken Rheinstrecke“.•1960 errichtete die Deutsche Bundesbahn ein Wagenausbesserungswerk, das 1978 wieder schloss. •Seit 1969 gehört Bingerbrück zur Gemeinde Bingen. Der Bahnhof verfügte über insgesamt fünf Stellwerke, die alle 1996 stillgelegt wurden und durch ein neues Stellwerk ersetzt wurden.•Am 22. Mai 1966 ging das Bahnbetriebswerk aus dem Betrieb.•1993 wurde der Bahnhof Bingerbrück in Bingen (Rhein) Hauptbahnhof umbenannt. •2008 erfolgte eine grundlegende Sanierung des Hauptbahnhofs Bingen. Der alte Treppenabgang wurde als Schalterraum umgebaut.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDurch die vielen Umbauten ist vom ursprünglichen Empfangsgebäude nichts mehr zu erkennen.
Planung und KonzessionDurch Hessische Konzession vom 3. Januar 1856 (Hessisches Regierungsblatt Jahrgang 1856 Nr 5 Seite 49) erhielt die Hessische Ludwigs Eisenbahn-Gesellschaft die Erlaubnis zum Bau und Betrieb einer Strecke von Mainz zur hessischen Landesgrenze bei Bingerbrück.Durch Preußische Konzession vom 4. September 1856 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1856 Nr 49 Seite 785) erhielt die Rhein-Nahe-Eisenbahn die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke von Bingerbrück-Blockstelle - Sarmsheim-Langenlonsheim nach Bad Kreuznach.Durch Vertrag vom 18. Juni 1856 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1856 Nr 49 Seite 785) überließ die Rhein-Nahe Eisenbahn-Gesellschaft den Bau und Betrieb dieser Strecken dem Preußischen Staate.Am 5. März 1856 wurde die Preußsche Konzession (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1856 Nr. 12 Seite 146) zum Bau und Betrieb einer Strecke von der hessischen Landesgrenze - Bingerbrück -Boppard-Bezirksgrenze - Koblenz an die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft vergeben.Der Anschluß der Hessischen Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft an die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft bei Bingerbrück wurde durch Staatsvertrag zwischen Preußen und Hessen vom 10. Mai 1859 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1859 Nr. 25 Seite 345) geregelt.