Bau und StreckeneröffnungDie Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft(CME) eröffnete am 1. Juli 1878 die 20 Kilometer lange „Bocholter Bahn“, die von Wesel nach Bocholt verlief, für den Personenverkehr. Wie bei der CME üblich wurde nach Eröffnung einer Strecke zunächst ein provisorisches Stationsgebäude errichtet. Erst bei profitabler Entwicklung des Bahnverkehrs wurde ein neues Gebäude errichtet. Das dürfte auch in Bocholt so gewesen sein.
Das Empfangsgebäude Bocholt
Das sehr aufwendig gestaltete mehrgliedrige Stationsgebäude aus Klinker mit Satteldach wurde erst 1904 errichtet. Der markante Eingangsbereich mit zwei Treppentürmen und sechseckigen Kuppelhelmdächern dominiert das Gebäude. Der zweistöckige Seitenflügel mit ihren großen Bogenfenstern zwischen den Türmen war der Eingang zur Schalterhalle. Der einstöckige Vorbau am Eingang dürfte erst später entstanden sein.An beiden Seiten des Eingangs gab es unterschiedliche Anbauten mit breiten Bogenfenstern und Walmdächer mit langen Dachgauben. Die Asymmetrie der Anbauten und der hohe Eingangsbereich gaben dem Stationsgebäude eine eigene Dynamik und Größe, die man auf der Gleisseite vermisst. Dort ersetzten zwei Giebelrisalite (ein Bauteil, das aus der Fassade vorspringt) die Türme. Die Anbauten besaßen auf der Gleisseite ebenfalls die breiten Bogenfenster, jedoch wirkt der Mittelteil eher bieder.Die Güterabfertigung befand sich südlich auf der gegenüberliegenden Gleisseite des Stationsgebäudes. Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse II und besaß eine Güterabfertigung. Weitere Streckeneröffnungen und Ausbauten•Am 25. August 1880 eröffnete die Niederländisch-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) ihre 17,47 Kilometer lange Nebenbahn zwischen dem niederländischen Winterswijk und Bocholt.•Die 6,20 Kilometer lange Anschlussstrecke von Empel-Rees über Bocholt und Coesfeld nach Münster (Westf) wurde am 1. Dezember 1900 für den Güterverkehr und am 1. August 1901 für den Personenverkehr eröffnet. Damit wurde eine durchgehende Verbindung zwischen dem Rhein und Münster (Westf) geschaffen. Bocholt wurde zum Kreuzungsbahnhof. Er erhielt einen Personentunnel zum überdachten Inselbahnsteig und eine Lokstation mit Drehscheibe und Lokschuppen.•Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stationsgebäude schwer beschädigt. Dabei wurde der südliche Anbau und eine Turmkuppel zerstört. Nach dem Krieg wurden die Schäden behelfsmäßig repariert.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude wurde von der Stadt gekauft und komplett saniert. Dabei wurde der südliche Anbau rekonstruiert und die Dächer erneuert. Leider wurden die alten Bogenfenster wie im nördlichen Anbau zu sehen, nicht wieder hergestellt. Die Dachhöhe wurde verkleinert und die Dachgauben modernisiert. Aber insgesamt ist das Ergebnis gut gelungen. Das Stationsgebäude dient heute als Medienzentrum und Ärztehaus.Das Empfangsgebäude, die Bahnsteigüberdachung und der Personentunnel mit Geländer stehen unter Denkmalschutz.
Bahnhof um 1950
Luftaufnahme
Bilder Bocholt
Bahnstation Bocholt von 1904
Bocholt - Bf - EBCHB2 : 39A2 : 4K07-Mai21
Planung und KonzessionDurch Peußische Konzession vom 1. Dezember 1875 (Amtsblatt der Regierung zu Münster Jahrgang 1877 Nr 9 Seite 49) erhielt die Niederländisch-Westfälisch Eisenbahn-Gesellschaft die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke von Bocholt - Barlo Reichsgrenze.Wegen des Anschlusses an die Niederländischen Eisenbahnen ist zwischen Preußen und den Niederlanden der Staatsvertrag vom 31, Juli 1875 (Amtsblatt der Regierung zu Münster Jahrgang 1877 Nr 9 Seite 49) geschlossen.Durch Preußisches Gesetz vom 8. Juni 1897 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1897 Nr 24 Seite 171) erhielt die Preußische Staatseisenbahnen die Gemehmigung zum Bau einer Strecke Empel - Bezirksgrenze - Isselburg-Anhold (Bocholt)